1.2.07

Film-Schnittchen


Aachen. Großes Kino für die FH Aachen: Die Abteilung Medien-Design des Fachbereichs Design zeigte bereits zum 20.Mal filmische Studien- und Abschlussarbeiten in ihrer "Showtime". 30 Beiträge - Computer-Animationen, Spielfilme, Dokus - führten den "Stand der Dinge" in Sachen Film bei der FH Design vor.
 
Der große Saal im CineKarree war richtig voll. Es gab ja auch Schnittchen. Nicht die, wegen derer man zusammen mit einem Glas Sekt schon mal lauwarme Kultur vorher erträgt. Es gab Kost- und Schnitt-Proben der FH Design Aachen und die sind noch heißer begehrt.
 
Seit 1996 gibt es die Fachrichtung Medien-Design am FB 4 der FH-Aachen. Was dort unter der Leitung von Professor Matthias Knézy-Bohm und Professor Michael ("Prof. M.") audiovisuell produziert wird, ist so vielfältig wie die Filmwelt: Die Animationen kommen aus dem Computer oder sie zeigen noch den ursprünglichen Strich der Zeichnung. Spielfilm amüsiert als Komödie, denkt über Soziales nach. Trailer und TV-Moderation mal ernst, mal parodistisch. Die Dokumentationen trieben sich an Öcher Sozialbrennpunkten rum, lachten sich auf einer Couch mit der Frage "Kennste das?" (Regie Anna Burzywoda) schlapp und begleiteten eine Familie in Brasilien. Eindeutig nur, die Zeit der Musikvideos ist vorbei.
 
Während in den kurzen Arbeiten des Grundstudiums die Nabelschau - begünstigt durch die Themenvorgabe "Was ist Leben?" - oft im Brennpunkt stand, erweiterte sich der Rahmen im Hauptstudium. Wenn auch das Leben arg begrenzt bleiben kann, wie bei "3 Männer" (www.senari.de) von drei Studenten, Christian Bucanac, Derk Ebeling und Daniel Tibi. Ein Seniorentrio verschanzt sich vor den Gefühlsschmerzen des Lebens, das nur akustisch in die gemeinsame Wohnung dringt. Die reife Geschichte mit sicherer Kamera und Ausleuchtung kann auch noch mit drei Bühnenmimen auftrumpfen. Dabei spielt Stéfan Horn den sensiblen Polterer.
 
Recht selten überlagerten sich in dieser Semester-Ernte die verschiedenen Medien. Film ist auch beim gestalterischen Nachwuchs meist noch zweidimensional. Wie reizvoll solch ein Stilmix sein kann, zeigten Daniel Meißner und Katja Strube in "Compulsion": Während einer Psychiatriesitzung redet der Arzt ungebremst auf den Patienten ein, der sich nur in schwarz-weiße Zeichnungen zu flüchten weiß. Die nehmen Bewegung auf und enthüllen gewalttätige Erinnerungen. Etwas wilder schräger als der Rest, mit einem ein Hauch von Provokation fielen die Arbeiten von Kamil Keister auf (http://www.kamilkaze.com/).
 
Die Diplom-Arbeit "Angezählt" (Regie Peter M. Kirch) begibt sich in den Ring mit aktuellen Themen wie Gewalt in der Familie und auf der Straße: Anton, fiktiver Schüler des realen Anne-Frank-Gymnasiums, steht vor dem Schulverweis und der Karriere als Profi-Boxer. Zwischengeschnitten gibt es Interviews zum Wert von Ehre (hoch) und Bildung (na ja), während französischer Hiphop die Vorbilder klar macht.
 
Einige der Filme sind übrigens auf der Website der FH Design
(
http://www2.design.fh-aachen.de/) in einer virtuellen Galerie zu sehen. Das ganze Programm gibt es in kleiner Auflage auf DVD.
 
Wohin die Filmerei bei den Grafikern führen kann, sah, wer einfach im CineKarree 2 sitzen blieb: Dort lief direkt im Anschluss der erste Spielfilm des diplomierten Designers (Hochschule für Gestaltung Offenbach) Carsten Strauch, mit besagtem Gestalter als Autor, Regisseur und Hauptdarsteller einer Ärzte-Comedy namens "Die Aufschneider" (Start 8.2. mit Christoph Maria Herbst). Und im Vergleich hat der Aachener Nachwuchs gar nicht so schlecht abgeschnitten.