7.11.06

Jagdfieber


USA 2006 (Open Season) Regie: Roger Allers, Jill Culton, Anthony Stacchi 86 Min. FSK: o.A.
 
Endlich kann man eine der beliebtesten Werbefiguren in einem "abendfüllenden" Spielfilm sehen. Der Charmin-Bär, Freund irgendeines Toilettenpapiers, spielt die Hauptrolle in der komischen Tier-Animation "Jagdfieber" und findet in der Wildnis kein anständiges Klo ... oder so ähnlich.
 
Tatsächlich heißt der gutmütige Kerl Boog, ist ein riesiger, handzahmer Grizzly, ein Haus-Bär, der bei der Öko-Pfadfinderin Beth in der Garage lebt. Dort hat er seine eigene Bären-Toilette - selbstverständlich mit eigenem Toilettenpapier. Ein schönes Leben als Zwei-Meter-Schmusetier, bis ein ziemlich verrückter Hirsch ins Leben von Boog eintritt. Na ja, genau gesagt wird Elliot (Stimme von Ashton Kutcher / Jürgen Vogel) auf dem Kühlergrill des Jägers Shaw in die Szene gefahren. Waidgerecht auf der Landstraße erlegt von diesem wahnsinnigen "Naturfreund", der die Herrschaft der Tiere befürchtet und alles niederknallen will, was sich bewegt. Boog befreit Elliot und der hektische Drei-Ender - die Hälfte des Geweihs wurde abgeknickt - begibt sich fortan unter den Schutz des Grizzlys.
 
Das geht ziemlich schnell schief. Der verwöhnte, verweichlichte Bär überwindet seine Ängste und verlässt die heimische Garage für ein paar Süßigkeiten und Konsum-Exzess im Supermarkt. Der Rausschmiss aus dem Paradies folgt sofort: Boog wird von Beth unter Tränen ausgewildert und Elliot schickt man direkt mit in die Wildnis.
 
Jetzt ist die Not groß: Denn Boog kann ohne Schlummer-Liedchen nicht einschlafen, fischen oder jagen schon mal gar nicht. Mit seinem Schmuseteddy tappt er hilflos im Kreis herum. Der riesige Grizzly wird von frechen schottischen Eichhörnchen mit Waldfrüchten bombardiert. Die Biber unterbrechen Arbeit und Brotzeit (lecker mit verschiedenen Sorten Holz) um den albernen Tanzbär zu verlachen. Nur die französischen Enten mit ihren traumatischen Erinnerungen an einen tragischen Luftkampf machen sich nicht über Boog lustig - sie selbst sind noch alberner.
 
Ein grandioses Tierleben präsentiert diese digitale Animation, die zwar "Ice Age", "Madagascar" und Co. ähnelt, aber mehr aus den digitalen Möglichkeiten macht als die Konkurrenz. Das Sony-Team um Roger Allers, dem Regisseur von "König der Löwen", und Jill Culton, der Mitarbeiterin diverser Pixar-Hits wie "Toy Story" und "Die Monster-AG", erlaubt sich etwas wildere Einlagen, bebildert nicht nur brav eine brave Geschichte.
 
Die gibt es allerdings auch, denn Hirsch Elliot weicht Boob nicht von der Seite. Auch wenn er keine große Hilfe ist, als die Jagdsaison beginnt, raufen sich die Tiere des Waldes zusammen und verjagen die Jäger. Dabei steigert sich die Freude über jede neue Tierart noch, wenn Enten mit Stinktieren Luftangriffe fliegen oder Hirschgeweih mit Unterhosen zu Schleudern umfunktioniert werden. Die heimlichen großen Stars sind dabei herrlich dämliche Kaninchen, die mal als Wurfgeschosse mal als ungebetene Klo-Beobachter noch mehr Spaß bringen.