7.11.06

Children of Men


USA 2006 (Children of Men) Regie: Alfonso Cuarón mit Clive Owen, Julianne Moore, Chiwetel Ejiofor 108 Min. FSK: ab 12
 
Nach dem wunderbaren "Y tu mamá también - Lust for Life!", der verunglückten Romanze "Große Erwartungen" und dem Harry Potter-Film "Harry Potter und der Gefangene von Askaban" nun ein Science Fiction, in dem es um nicht weniger als das Überleben der Menschheit geht. Der mexikanische Regisseur Alfonso Cuarón kann in vielen Sparten beeindrucken. Doch bei "Children of Men" ist er wieder so grandios wie "Y tu mamá". Eine ebenso fantastische wie menschliche Zukunftsvision, die fast an Meisterwerke wie "Brazil" ranreicht.
 
Man muss kurz nachdenken, um den Kern der Medienhype zu verstehen: Der jüngste Mensch der Erde ist gestorben! Na und? Außer ... Außer wenn seit 18 Jahren keine Kinder mehr geboren werden und der Tod dieser Popfigur ein Menetekel für das Aussterben der Menschheit ist.
 
Die Welt ist - wie in vielen Science Fiction und eigentlich auch in der Realität - unterteilt in ein abgeschottetes Paradies für die Reichen und Mächtigen, in eine halbwegs lebbare Zone für den verängstigten Mittelstand und in die rechtlose Wildnis. Abschiebungslager regeln den Abfluss unliebsamer Menschen. Und Großbritannien ist groß im Abschieben. Dadurch bleiben die braven Bürger vom Chaos verschont, in das die restliche Welt wegen der Terrorkriege von Bush und Co versunken ist.
 
Unberühmt von der kollektiven Trauer läuft der desillusionierte, zynische Theo (Clive Owen) durch die Straßen Londons. Selbst eine Bombenexplosion in dem Starbucks, aus dem sein noch heißer Kaffee stammt, hinterlässt nur eine Irritation im Ohr des Journalisten. Doch plötzlich entführen ihn die Rebellen, zu denen sich seine Ex Julian (Julianne Moore) geschlagen hat. Die will sich nicht mehr rächen, nur ein paar Passierscheine soll Theo bei seinem Verwandten in Regierungskreisen besorgen. Der kürze Trip raus aus der halbwegs sicheren Stadt wird zum Fiasko. Mit Verfolgungsjagden, Schießereien sowie Flucht vor dem Staat und den Rebellen. Alles dreht sich um eine junge Frau, die schwanger ist. Eine medizinische Sensation. Ein Wunder, das verschiedene Parteien für ihre Zwecke ausschlachten wollen. So bleibt zuletzt Theo auf einer langen Odyssee an der Seite der neuen Eva. Durch die Wirren von Straßenkampf und Massendeportationen versucht er dieses Wunder zu retten.
 
Das Produktionsdesign schafft mit geschickten Akzenten im chaotischen London gleichzeitig ein Zukunftsgefühl und einen Widererkennungseffekt. Ganz ähnlich wie in den entvölkerten Straßen von "12 Monkeys". Witzig ist, nachzusehen, welches Autodesign die Jahrzehnte überlebt hat und als futuristisch gilt: Selbstverständlich ein Citroen, aber auch der umstrittene Fiat Multipla.
 
"Children of Men" ist in Ausstattung und Dramaturgie ein Meisterwerk, mit einem extrem bewegenden Moment als Höhepunkt: Angesichts des Neugeborenen schweigen alle Waffen, Stille und Frieden zieht in die Gesichter der Kämpfer ... für einen Moment. Diese Zukunft spiegelt aktuelle Themen ebenso wie die Vergangenheit und gibt reichlich Stoff zum Grübeln und Diskutieren.