10.10.06

Ricky Bobby - K ö nig der Rennfahrer


USA 2006 (Talladega Nights: The Ballad of Ricky Bobby) Regie: Adam McKay mit Will Ferrell, John C. Reilly, Sacha Baron Cohen 108 Min. FSK: ab 6
 
Zwei Karten für diesen Rennwagen-Film ... Vorsicht: Wer statt des Zeichentricks "Cars" die Comedy-Raserei "Ricky Bobby" erwischt, bekommt zwar die gleiche Handlung, aber weitaus heftigere und deftigere Scherze. Will Ferrell kehrt wieder zu seinen komödiantischen Wurzeln zurück, unterliegt bei den Lachern nur knapp dem Konkurrenten Sacha Baron Cohen (Ali G., Borat) und lässt schwache Schauspielerei ("Verliebt in eine Hexe") im Rückspiegel verschwinden.
 
Ricky Bobby ist kein Denker, Ricky Bobby ist ein Fahrer. Schon als Kind wollte er nur schnell sein. Der Vater taucht kurz im Leben auf, um direkt von der Polizei rausgeschmissen zu werden. Dann nutzt der Mann mit den zwei Vornamen eine einmalige Gelegenheit, um alle abzuhängen. Ricky Bobby ist ab jetzt Champion und immer noch ein herrlicher Idiot. Mit dem blonden Boxenluder, das sich im an den Hals wirft, gründet er eine asoziale White Trash-Familie.
 
Die Siegesserie ist dabei längst nicht so wichtig wie die albernen Werbeaufnahmen zwischendurch. Wenn Ricky Bobby beim Interview nicht weiß, was er mit seinen Händen vor der Kamera machen soll, ist das Comedy pur. Will Ferrell war von 1995 bis 2002 Mitglied der berühmten Comedy-Show "Saturday Night Live" und hier kann man in vielen "Nummern" noch mal sehen, warum. Aber auch sein Gegner, der schwule, französische, jazz-hörende Formel 1-Champion Jean Girard, wird vom Comedy-Adel gespielt: Wenn Sacha Baron Cohen (Ali G.) während des Rennens Opern-Musik hört, "Der Fremde" von Camus liest und Espresso trinkt, wenn er die französischen Errungenschaften Demokratie, Existenzialismus und "Menage a trois" lobt (die Amerikaner halten Missionars-Stellung dagegen), dann braucht man nicht mehr so lange auf Cohens eigenen Film "Borat" zu warten.
 
Komplettiert wird die Proleten-Parodie von einem hinter Sonnenbrille und Schnurrbart fast unkenntlichen John C. Reilly als Rickys Männerfreund. Regisseur Adam McKay, mit dem Ferrell schon den "Anchorman" verlachte, kriegt Comedy und Rennen gut unter einen Hut. Trotzdem schade, dass in der zweiten Hälfte wieder einmal der stereotype Sportfilm-Ablauf das Steuer übernimmt. Diesmal in der rasanten Variante des amerikanischen Nascar-Racing, einem "Sport", den fast nur Amerikaner verstehen und schätzen. In der tiefen Lebenskrise von Ricky Bobby kann man noch schnell ein Bier holen. Aber die Auferstehung mit dem wieder gefundenen Papa ist genial: Bobby lernt mit seiner Angst im Auto zu fahren - und einem Puma. Auch die Sache mit der Augenbinde darf nicht fehlen: Du fährst nicht mit deinen Augen, du fährst mit dem Herzen...