2.10.06

The Black Dahlia


USA 2006 (The Black Dahlia) Regie: Brian De Palma mit Josh Hartnett, Scarlett Johansson, Aaron Eckhart 121 Min. FSK: ab 16
 
James Ellroy schrieb einige der besten Krimis. Brian De Palma ist ein Thriller-Spezialist, der sich längst von seinem Vorbild Hitchcock gelöst hat. Da hätte eigentlich mehr rauskommen können als eine nicht ganz typische, aber auch nicht sensationell andere Detektiv-Geschichte.
 
Die Verfilmung des 1987 als Teil eines Krimi-Quartetts erschienenen James Ellroy-Romans wurde von einem Verbrechen aus den 40er Jahren inspiriert. Ein Starlet vom Lande namens Black Dahlia wird in Los Angeles grausam verstümmelt aufgefunden. Mit der Aufklärung sind zwei Polizisten beauftragt, die immer tiefer in einen Sumpf aus Prostitution, Pornographie und Korruption geraten. Dabei ist ihre eigene Geschichte kompliziert genug: Bucky Bleichert (Josh Hartnett) und Lee Blanchard (Aaron Eckhart) standen sich einst bei einem Boxkampf gegenüber, in dem Bleichert für die Wettkasse verliert. Als Dank des ganzen Polizei-Dezernats, das dabei gut verdient hat, werden die beiden zu medienträchtigen Sunny-Boys des Morddezernats. Während Lee Ausstrahlung, Geld, Beziehungen und eine attraktive Freundin herumzeigt, kümmert sich der arme Bucky um seinen altersdementen Vater. Und wirft Lees Freundin Kay Lake (Scarlett Johansson) heimlich sehnsüchtige Blicke zu. Aber Bucky bleibt in jeder Hinsicht anständig, während Lee bei der Jagd auf einen Mörder langsam den Verstand verliert...
 
Es ist eine verdorbene Welt, die James Ellroy schildert. Hier und auch in dem Film-Erfolg "L.A. Confidential". Verdorben und undurchsichtig. Lee jagt einen Mörder und irgendwie hat die Vergangenheit von Kay damit zu tun. Bucky will nur die Straßen sicherer machen, geht aber mit der mysteriösen Madeleine Linscott (Hilary Swank) ins Bett, die viel mehr weiß als sie verrät. "Gut" und "Böse" sind hier nur Nuancen im Grau. Faszinierend werden diese Schattierungen des Abgründigen im gleißenden Sonnenschein Kaliforniens, im glänzenden Reichtum, der in Hollywood auf dem Schein von Immobilienbetrug und Filmillusionen gründet.
 
Brian De Palma, der in "The Black Dahlia" seine Inszenierlust eher zurückhaltend zeigt, stellt die Kunststückchen im Dienst einer verwickelten Detektiv-Geschichte. So machen auch die harten Fakten mehr Eindruck als die Umsetzung. Klar wenn die makaberste Variante von Körperkunst, seit in "Miami Vice" aus einem Gangster ein Pollock-Bild wurde, gezeigt werden muss. Dabei sind die Bilder von Vilmos Zsigmond ("Fegefeuer der Eitelkeiten") exzellent, das hinterhältige Spiel ist mit Josh Hartnett, Aaron Eckhart, Scarlett Johansson, Hilary Swank und Mia Kirshner gut besetzt. Trotzdem reißt der Film nicht mit. Nicht über seine Figuren, nicht durch die Schauwerte. Er bleibt ein kühler, dunkler Kristall mit schwer ergründbaren Tiefen.