6.7.06

She's the Man - Voll mein Typ


USA 2006 ("She's the Man") Regie: Andy Fickman mit Lynda Boyd, Alex Breckenridge, Amanda Bynes, David Cross, Robert Hoffman, Vinnie Jones, James Kirk 105 Min.
 
Von Shakespeares "Was ihr wollt" gibt es eine sehr schöne Filmversion von Trevor Nunn mit einem genialen Ben Kingsley, mit Helena Bonham Carter und noch einigen anderen guten Darstellern. Bis auf den Prolog, der die zeitliche Einordnung später unglaubwürdig macht, funktioniert dabei die Travestie, der Kleiderwechsel der Viola, die sich in einem feindlichen Land als Mann ausgibt.
 
Die auf High School-Niveau verlegte Variante "She's the Man - Voll mein Typ" hingegen hat mit Amanda Bynes eine Hauptdarstellerin, deren Gesicht vielleicht irgendwie zwischen Mädchen und Junge liegen kann, SPIELEN kann sie das nicht gut.
 
Shakespeares Viola (Bynes) ist heutzutage eine fußball-begeisterte amerikanische Schülerin - schlechtes Timing kurz nach WM-Aus -, der die Mannschaft von Stundenplan gestrichen wird. Frauenfußball ist halt vernachlässigenswert! Weil außerdem ihr Freund, der Kapitän der Jungenmannschaft sich sehr dämlich und unsolidarisch verhält, nutzt Viola die Abwesenheit ihres Bruders an einer benachbarten Schule, um sich dort als männlicher Frischling ins Team zu spielen. Im Finalspiel beider Schulen will sie zeigen, dass Frauen genauso gut kicken wie die o-beinigen Herren des Rasens.
 
Es gibt die üblichen Probleme mit männlichem Schritt, dem Verstellen der Stimme und dem Vermeiden gemeinsamen Duschens. Eine fürchterlich unoriginelle, in vieler Hinsicht nur alberne Nichtigkeit also. Fußball ist beispielsweise, so wie gejubelt, eingelaufen, gefault, gerannt wird, eine peinliche Abart des American Football, alles Kopie eines Football-Films. Da hat niemand Ahnung vom "Soccer" gehabt. (Das originalste und originellste in Sachen Fußball ist sicherlich Vinnie Jones als Trainer, der ja in "Mean Machine" einen inhaftierten Super-Stürmer spielte.)
 
Erstaunlich trotzdem, dass selbst bei dieser Verharmlosung, Banalisierung, dieser extremen Plättung der Vorlage das Eckige, das Spannende an der Personenkonstellation Shakespeares nicht platt zu kriegen ist. Im Verlauf der Verwechselungen ergeben sich ja durchaus knifflige Zuneigungen, die erstaunlich beiläufig und fröhlich homo- und hetero durcheinander bringen. Da wundert man sich auch noch 500 Jahre später. Das in vieler Hinsicht klein wirkende Filmchen, das trotzdem $20 Mio. verschlang, läuft in Deutschland im September an.