2.5.06

Der Beweis


USA 2005 (Proof) Regie: John Madden mit Sir Anthony Hopkins, Gwyneth Paltrow, Jake Gyllenhaal 100 Min. FSK: ab 6
 
Zum 27. Geburtstag gibt es billigen Champagner. Kein Freund ist da - dazu müsste Catherine (Gwyneth Paltrow) erst einen haben. Die panischen Selbstgespräche kreisen um eine Angst: Bin ich verrückt? Doch völlig logisch hält die Antithese dagegen: Verrückte sitzen nicht rum und überlegen sich, ob sie verrückt sind. Catherines Angst ist verständlich, denn ihr Vater zeigte im gleichen Alter erste Anzeichen einer Geisteskrankheit.
 
Catherine muss ihren Vater Robert (Sir Anthony Hopkins) beerdigen, einen genialen Mathematiker, der in den letzten fünf Lebensjahren zusehend dem Wahnsinn verfiel. Sie pflegte ihn auch allein, schreit sie all den huldvollen Trauergästen entgegen. In diesen einsamen Jahren wurde auch die begabte Nachwuchs-Mathematikerin seltsam, hatte keine Freunde mehr, legte statt der Studienarbeiten brillante, aber gänzlich ungefragte Beweisführungen vor. Nun will die unsensible, dominierte Schwester Claire (Hope Davis) das Haus des Vaters verkaufen. Einer seiner Studenten wühlt in den Unterlagen und findet in einem Heft mit Notizen einen Beweis, der die Wissenschaftswelt verändern würde. Keiner glaubt Catherine, dass sie die Formeln geschrieben haben will, Claire glaubt eine Einweisung Catherines in die Psychiatrie würde all ihre Probleme lösen ...
 
Nach "Shakespeare in Love" inszenierte John Madden erneut mit Oscar-Gewinnerin Gwyneth Paltrow. Diesmal ein intimeres, oft dunkles Drama eines genialen Geistes, einer unsicheren Frau in der Männerwelt Wissenschaft. Paltrow spielte die Rolle der verwirrten Catherine schon am Theater unter der Regie Maddens und sie fesselt auch auf der Leinwand. Es sind langsame Verschiebungen im Bild der Hauptperson, die diesen "Beautiful Mind" so anrührend machen. Catherine ist anfangs die einsame junge Frau, die an der Abwesenheit ihres Vaters, Freunds und Mentors bis zur Unerträglichkeit leidet. Dann scheint immer mehr ihr eigenes Genie auf und das Drama spannt sich zwischen Anerkennung und Verkennung durch die Welt.
 
Hoffnung macht der unkonventionelle, junge Student Hal (Jake Gyllenhaal in einen Nebenrolle, eindeutig neben Gwyneth verschwindend oder wie es die Amerikaner sagen, assistierend), der Catherine auch gegen heftige Widerstände liebt. Doch letztendlich glaubt auch er nicht, dass eine Frau diesen brillanten mathematischen Beweis vorlegen konnte, den er selbst kaum versteht. Abgesehen vom mathematischen Aufhänger geht es im Kern um besondere Menschen und die anderen, die in ihrer Beschränktheit diese nicht begreifen können.
 
(Man bekommt ganz nebenbei auch eine Ahnung davon, dass selbst Genies 90 Prozent Schweiß und vor allem Konzentration in ihre Entdeckungen stecken müssen: "Mathematik ist kein Jazz!")
 
Es sind vor allem die großen Schauspiel-Szenen, die aus diesem bemerkenswerten Film herausleuchten: Paltrow und Anthony Hopkins beim ganz besonderen Vater-Tochter-Verhältnis, in Rückblenden von guten und wirren Momenten. Da übertrifft sich die hervorragende Inszenierung Maddens noch einmal zu unvergesslichen Szenen.