27.3.06

Der Tiger und der Schnee


Italien 2005 (La tigre e la neve) Regie: Roberto Benigni, mit Roberto Benigni, Nicoletta Braschi, Jean Reno, Tom Waits 113 Min.
 
Das Leben ist schön für den zerstreuten, fahrigen, vergesslichen Poeten Atillio (Benigni). Wie es seine Mitmenschen empfinden, weiß man nicht, denn die Quasselstrippe betätigt sich auch als Perpetuum Mobile des simplen Scherzes. Allen anderen bleiben nur staunende Blicke. Seine Traumfrau Vittoria (Benignis reale Frau Nicoletta Braschi) antwortet den albernen Nachstellungen allerdings deutlich mit "Nein". Nur in seinem immer wiederkehrenden, schönen Traum steht der nervige Scherzkeks mit ihr in idyllischer Umgebung und in Unterhosen vor dem Traualtar. Tom Waits musiziert dazu wunderbar. Von dieser fellinesken, poetischen Szene (Benigni wurde einst vom Meister als Mondmann engagiert und geadelt) geht es bald wieder zum makabren Klamauk, als Übersetzerin Nicoletta beim Besuch eines persischen Dichters (Jean Reno) durch einen Bombenangriff das Bewusstsein verliert. Mit aberwitziger Geschwindigkeit folgt Stalker Atillio ihr nach Bagdad - als vorgeblicher Arzt beim Hilfstransport. Im schematischen Wettlauf gegen immer neue medizinische Probleme schafft er trotz Kriegszustandes und einmarschierender Amerikaner die Heilmittel heran. Dabei muss auch mal eine geplünderte Taucherausrüstung als Beatmungsgerät herhalten.
 
Das Leben mag schön sein, diese Komödie ist nur schön blöd. Benigni gibt wieder das "Monster" schlechten Humors, kehrte zurück zu seinen dümmlichen bis zotigen Scherzen, die er schon vor seinem erstaunlichen KZ-Film "Das Leben ist schön" verbrach. Der italienische K.O.-Komiker hätte einen Regisseur gebraucht, der seine Albernheiten bei diesem unerträglichen Märchen aus 1001-Kriegsnacht, einem unverschämt unblutige Studio-Irak dosiert. Der Flachwitz-Flummi macht bei seinem "Das Leben ist schön 2" vor nichts halt. Mal sehen, über welches Massenmorden er demnächst seine Scherze macht. Ruanda? Armenien?