5.2.06

Die Boxerin


 
BRD 2005 (Die Boxerin) Regie Catharina Deus, mit Katharina Wackernagel, Fanny Staffa, Manon Straché, Winfried Glatzeder 105 Min.
 
Schlag auf Schlag folgen in letzter Zeit Boxerinnen-Filme aufeinander. "Girl Fight" aus der Latino-Szene, Eastwoods bettelarmes "Million Dollar Baby" und nun schlägt sich "Die Boxerin" im Osten Deutschlands durch. Es ist immer auch eine soziale Frage, wie sich junge Frauen aus einem sozialen Sumpf raus hauen können, und es ist eine emanzipatorische, dass sie es mit Boxen machen. Das bemerkenswerte Debüt von Catharina Deus erzählt davon packend und (be)trifft einfühlsam genau das Milieu und die Menschen.
 
Die 19jährige Johanna (Katharina Wackernagel) eckt überall an, schlägt sofort und heftig zurück. Dafür gibt es keinen Job und in Brandenburg auch keine rosigen Aussichten. Sie selbst will vor allem Boxen, wie einst ihr Vater, der bei einem Autounfall umkam. Doch Boxen ist was für Jungs und deshalb muss die grobe, ruppige Johanna ziemlich kämpfen, noch bevor sie in den Ring darf. Mit der Mutter, deren Schlampigkeit zur Pfändung des Hausrats führt. Mit den Zicken aus dem Dorf. Mit dem wohlwollenden aber feigen Trainer Igor und vor allen mit den hirnlosen, sexistischen Idioten im Boxclub.
 
Das starke Kinodebüt von Catherina Deus, Absolventin der DFFB, erzählt treffend und schafft mit Sprache und Details vor allem ein Gefühl für Johannas Welt. Wenn sie mit Mofa und Parka durch die Gegend brettert, hat das einen ganz besonderen Stil, das riecht nach einem Hauch von Freiheit und zeigt gleichzeitig, das es die hier nicht gibt. Einfach freche Dialoge ("Wir sind nicht arm, wir haben nur kein Geld!") und das sagenhafte Spiel von Katharina Wackernagel geben diesem Abschlussfilm Kinoformat. Sie war übrigens - auch daran kann man ihre schauspielerische Leistung erkennen - die lieblich freche Frau des Sportreporters in "Das Wunder von Bern". Bei aller gefühlten Authentizität des Films kommen Regisseurin und Autorin Martina Klein erstaunlicherweise gar nicht aus dem Osten. Trotzdem zeigen sie Perlen wie den Karaoke-Abend mit einem Manfred Krug-Song (der von der DDR zur Telekom ausgebürgert wurde) oder den Ausschnitt von "Solo Sunny!", einer anderen jungen Frau, die ihren Traum verfolgt. Doch wie betonte Catherina Deus so treffend: "Die Boxerin" könnte überall spielen.
 
"Die Boxerin" von Catherina Deus gewann in Oldenburg den "Independent-Award".