20.2.06

Dem "Kakadu" Töne beibringen

Der mehrfach ausgezeichnete Komponist Dieter Schleip zu seinem neuen Film
 
Berlin/München. In den zwanzig Jahren seit er anfing, Filmmusiken zu komponieren, verdiente sich Dieter Schleip zweimal den Deutschen Filmpreis für die Beste Musik und auch noch den Preis der Deutschen Filmkritik 2001 für "Die Einsamkeit der Krokodile" sowie 2002 für "Der Felsen". Am letzten Donnerstag startete bundesweit "Der Rote Kakadu" von Top-Regisseur Regisseur Dominik Graf, der regelmäßig mit Schleip zusammen arbeitet. Günter H. Jekubzik sprach mit dem in München lebenden Musiker.
 
Schleips musikalische Karriere begann Mitte der Achtziger als Gitarrist in einer Punkband, bevor er beim Filmhaus Aachen mit Filmmachern zusammen kam und für ihre Werke komponierte. Nach der Beziehungskomödie "2 Männer, 2 Frauen - 4 Probleme!?", dem hoch gelobten Drama "Roula", "Die Einsamkeit der Krokodile" und "Der Felsen" ist "Der Rote Kakadu" ein weiterer Kinofilm auf Schleips Erfolgsliste. Er arbeitete in München mit renommierten Regisseuren wie Dominik Graf, Martin Enlen, Vivian Naefe und auch mit der ebenfalls aus Aachen stammenden Dagmar Hirtz zusammen. "Neben der häufigen Arbeit für das Fernsehen ist es mein Ziel, wenigstens einen Kinofilm im Jahr machen zu können."
 
"Der Rote Kakadu" ist die fünfte gemeinsame Arbeit mit Dominik Graf. Die FAZ porträtierte letzte Woche Dieter Schleip und befragte dabei Graf, weshalb er immer auf seinen Hauskomponisten zurückgreift. "Der findet die richtigen Töne", war die Antwort. Die Begeisterung ist beidseitig: "Er schubst mich in musikalische Ecken, wo ich vorher noch nicht war. Das macht mir erstmal Angst, ist aber auch eine Herausforderung. Ich freue mich auf jedes neue Projekt, wenn ich ihn nicht hätte, würde mir was fehlen. Er macht 'richtige' Filme, das gefällt mir."
 
Beim "Einfühlen" in die Zeit des "Kakadu", die DDR kurz vor dem Bau der Mauer 1961, half ihm das Buch "Nation ohne Haus - Deutschland 1945-1961" von Adolf M. Birke. "Ich liebe solche Recherche für Filmthemen, wenn du jeden Tag mit Film und Musik zu tun hast, sind Bücher eine echte Wohltat."
 
Schleip war im Vorfeld der Dreharbeiten sehr mit anderen Projekten beschäftigt und konnte deshalb keinen Einfluss auf die Originalsongs der Zeit nehmen. "Ich habe mich nur um die dramaturgische Filmmusik gekümmert. Zum ersten Mal konnte ich die Musik zuhause in München aufnehmen. Ich hatte fast die ganze Streichersektion der Münchner Philharmoniker im Studio und dazu noch viele erstklassige Solisten."
 
Obwohl der Komponist selbst lieber "einen roten Faden in der musikalischen Dramaturgie hat", musste er sich auf Grafs Wünsche einlassen: "Musiken kommen einmal und dann nie wieder. Es geht dann nur um die Szene, da muss die Musik passen, ob sie dann in die Gesamtdramaturgie passt ist egal." So ist die Musik für den "Kakadu" erst bei der Filmmischung entstanden: "Dominik hatte bis zum Schluss die Möglichkeit, selbst aus der großen, komplexen Orchesterpartitur einzelne Instrumente noch rein oder raus zu nehmen. Als Komponist
braucht man also ab und zu eiserne Nerven um mit dem Endergebnis klarzukommen."
 
"Der Kakadu war verhältnismäßig schnell fertig", die Arbeit an der Filmmusik erforderte nur etwas mehr als zwei Monate und ist jetzt auch auf CD zu hören, ein seltenes Vergnügen bei deutschen Filmen. Bald kann man Schleips Töne wieder häufig im Fernsehen hören. Im Moment arbeitet er an drei Fernsehfilmen für das ZDF.
 
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Die Website www.dieter-schleip.de zeigt den ganzen Umfang seiner Arbeiten.
Der Soundtrack erschien bei Normal Records.