5.12.05

"Ultranova" siegt in Gijon


Gijon. Nach dem Cannes-Sieg von "L'enfant" kann die Wallonie in diesem Jahr einen weiteren internationalen Festivalpreis verbuchen. Der Film "Ultranova", gedreht in der Umgebung der belgischen Provinzhauptstadt Lüttich, erhielt in Gijón die Hauptpreise der beiden großen Juries. Das "Festival Internacional de Cine" gehört zu den wichtigsten Filmevents Spaniens.
 
Mit einem Knall wendet sich der Film "Ultranova" um den stillen Angestellten einer Immobilienfirma und mit einem Knall endete auch das 43. Filmfestival von Gijon (28.11. - 2.12.2005): "Ultranova" erhielt sowohl den Hauptpreis der Internationalen Jury als auch den Preis der FIPRESCI, des internationalen Kritikerverbandes. Eine klare Entscheidung, die allerdings nicht überall auf Zustimmung stieß.
 
Wie auch bei den Brüdern Dardenne aus Lüttich, die schon zweimal die Goldene Palme gewannen ("Rosetta" und "L'enfant"), spielt in "Ultranova" von Bouli Lanners die Tristesse der Wallonie und ihrer Menschen eine Hauptrolle. Doch Tristesse ist eigentlich ein zu schönes Wort für die Trostlosigkeit zwischen Halden, Maaskanälen und öden Brachen. Es wäre gemein zu sagen, die Menschen haben sich ihrer Umgebung angepasst, deshalb leihen wir uns die Worte des Regisseurs Bouli Lanners: Er sieht seine Figuren wie ferne Himmelskörper, die einsam ihrer Bahnen ziehen. Deshalb auch die Titelkreation "Ultranova" in Anlehnung an den Sternentod mit einem Knall. Es kann immer mal passieren, dass der Druck von eingeschlossenem Schmerz und Hoffnungslosigkeit zu hoch wird. Dann explodiert etwa ein griesgrämiger und besonders aggressiver Kollege. Und irgendwann explodiert ohne Grund der Airbag im Auto. Ein Zeichen! Dafür, dass man auf einem falschen Weg war, meint eine Nebenfigur dazu.
 
Der Regisseur Bouli Lanners wurde am 20. Mai 1965 in Moresnet-Chapelle geboren und lebt in Lüttich. Bislang trat er vor allem als Schauspieler in vielen wallonischen Filmen auf (u.a. "Les convoyeurs attendent"). Zurzeit hat der enorm talentierte Lanners einen Film in Postproduktion und einen weiteren in Vorbereitung. "Ultranova" wird in Deutschland von Peripher vertrieben, einem kleinen Verleih, der nur schwer die Mittel hat, die Qualitäten dieses Films ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken. Vielleicht gelingt es mit Hilfe der Preise von Gijón.


Herzliche Grüße,
Günter H. Jekubzik * ghj@arena.de
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